Was sind Ihre Erwartungen an eine Krankenhausversorgung der Zukunft?
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist bereits heute bundesweit ausgeprägt und wird durch den demografischen Wandel in Zukunft weiter verschärft, sodass immer mehr Patient:innen von immer weniger Personal versorgt werden müssen. Die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit erlangt somit einen neuen, sehr hohen Stellenwert und bedingt u.a. die Entwicklung von „New-Work-Konzepten“.
Bereits heute entstehen zudem neue regionale und innovative Versorgungskonzepte, in denen alle Beteiligten bestehende Sektoren überwinden und u.U. neue Rollen übernehmen, um im Sinne einer optimalen Patientenversorgung zusammenzuarbeiten. Es wird sich lohnen, diese Konzepte auch in Zukunft im Sinne aller Beteiligten weiterzuentwickeln.
Klasse statt Masse: Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung braucht es den Mut, Fachdisziplinen in Kompetenzzentren zu bündeln – und nicht mehr flächendeckend jede Art der Versorgung anzubieten. Im Sinne einer qualitativen, innovativen und Outcome-basierten Patientenversorgung werden Krankenhäuser in Zukunft gefordert sein, ihre Leistungen zu konzentrieren. Die angestrebten Ziele der NRW Krankenhausreform könnten hier als „Blaupause“ dienen. Es geht dabei explizit nicht darum, Krankenhäuser „sterben zu lassen“ sondern ihre Kernkompetenzen zu bündeln und ihrem direkten regionalen Umfeld anzupassen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die enge Zusammenarbeit regionaler Gesundheitsakteure und Krankenkassen. Der Ansatz der „Capitation Modelle“ sowie eine qualitätsbezogene Vergütung können dabei unterstützen.
„Capitation ist ein pauschales Vergütungssystem für Gesundheitsdienstleistungen von Kliniken oder Ärzten für einen bestimmten Zeitraum. Das in der Schweiz, Großbritannien und den USA bereits angewandte Modell belohnt die Qualität der Patientenversorgung und vor allem präventive Maßnahmen“ (A&W Online 2019).
Was lernen wir aus der Corona-Krise für die Gestaltung zukünftiger Versorgungsstrukturen?
Die COVID-19-Pandemie hat eindrücklich gezeigt: Die Strukturen im Gesundheitswesen müssen sich verändern, damit medizinische Fachkräfte Patient:innen weiterhin bestmöglich versorgen können – nicht nur in Krisensituationen. Dafür bedarf es einer stärker integrierten Zusammenarbeit von Politik, Kliniken, Mediziner:innen und Industrie im Sinne wertebasierter Partnerschaften. Der Austausch und das Lernen voneinander bekommt so Priorität. Für Krankenhäuser bedeutet dies zudem, rechtzeitig Partner:innen aus der Industrie in die Umsetzung ihrer Strategie einzubeziehen. Auch aufseiten der Industrie geht es darum, umzudenken: weg vom reinen Verkauf von Produkten hin zu einer wertebasierten individuellen Unterstützung im Klinikalltag.
Die Vernetzung von Gesundheitsdaten muss stärker vorangetrieben werden. Die Möglichkeiten der Digitalisierung bieten auch hier enorme Chancen. Voraussetzung für einen zeitökonomischen, kosteneffizienten und ineinandergreifenden Behandlungspfad ist der Institutions- und Sektoren-übergreifende Austausch von Gesundheitsdaten zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen und Behandlungsteams.
Um neue Situationen, wie die Ausbreitung eines Virus, künftig möglichst schnell zu begreifen und rasch reagieren zu können, ist es essenziell, Daten flächendeckend auszuwerten und zu analysieren. Auch die individuelle Patientenversorgung kann verbessert werden, wenn die Entscheidungsfindung von Ärzt:innen nicht einzig und allein auf der eigenen Erfahrung und/oder der des direkten Kollegenkreises fußt, sondern eine tiefgehende Analyse von möglichst vielen Fällen gleicher Art zur Grundlage hat.
Was sind die zentralen Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung von innovativen Versorgungsmodellen?
Voraussetzung für das Erreichen dieser Ziele ist die Zusammenarbeit interdisziplinärer Teams in innovativen Versorgungsmodellen. Der Austausch von Daten ist dabei unerlässlich. Unternehmen wie Johnson & Johnson MedTech gehen davon aus, dass es dafür eine stärkere Integration aller Stakeholder im Gesundheitssystem und eine verbesserte datenschutzrechtlich konforme Vernetzung braucht – und nicht zuletzt Mut, Vertrauen, Kreativität und den festen Willen, diese komplexen Themen gemeinsam anzugehen.
Wie eine qualitativ gute Patientenversorgung zukünftig gelingen kann:
- Gemeinsam Sektorengrenzen überwinden: Alle Stakeholder müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Auch von Seiten der Politik bedarf es eines Umdenkens, damit z.B. der Austausch von Patientendaten vereinfacht und sicherer wird. Es braucht das gegenseitige Vertrauen aller Partner:innen, um miteinander zu arbeiten und sich gemeinsam weiterzuentwickeln.
- Gesamtheitliche Strategien, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Um den Fachkräftemangel zu kompensieren, sind alle Akteure im Gesundheitswesen gefordert. Als gemeinsames Ziel muss dabei die Aufwertung der Pflege durch Spezialisierung und Unterstützung durch Standardisierungsmöglichkeiten verfolgt werden. Optimierte Prozesse, digitale Tools, Automatisierung und Künstliche Intelligenz entlasten die Pflege von trivialen Aufgaben und schaffen höherwertige Rollen und schlussendlich eine gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit.
- Gesamtheitliches Prozessverständnis entwickeln und Interoperabilität sicherstellen: Funktionierende analoge Prozesse sind die Voraussetzung dafür, dass der Sprung ins digitale Ökosystem gelingt. Mithilfe konsequenter Analysen können Kliniken ihre Stärken und Schwächen besser verstehen sowie Daten sinnvoll auswerten. Auf dieser Grundlage ist es mit Unterstützung der Industrie möglich, Strategien zu entwickeln, um mit digitalen Lösungen den Klinikalltag nachhaltig und effektiv zu erleichtern und das Personal zu entlasten.
- Patient:innen entlang ihres Pfades aktivieren: Schon die Patientengeneration von heute fordert ihre eigene Verantwortlichkeit und Selbstbestimmung zunehmend ein. Patient:innen möchten „gesamtheitlich“ gesehen und in die komplette Behandlung miteingebunden werden. Diese intrinsische Motivation sollte stärker aktiviert werden. Denn eine integrierte Versorgung unter Nutzung des gesamten Fachwissens in interdisziplinären Teams unterstützt nicht nur den Genesungsprozess, sondern wirkt sich auch volkswirtschaftlich positiv aus.
- Ausbau der digitalen Gesundheitsversorgung und Pflege: Die digitale Gesundheitsversorgung und Pflege ist ein innovativer Ansatz, der neue Wege für den Zugang zur Pflege erschließt, die Qualität erhöhen kann und das Potenzial hat, die Effizienz des Gesundheitswesens insgesamt zu steigern. Ein Ausbau der digitalen Gesundheitsversorgung und Pflege bedingt die Entwicklung umfassender Tools und Dienste auf Basis von Informations- und Kommunikationstechnologien, um Prävention, Diagnose, Behandlung, Überwachung und Management im Bereich der Gesundheit zu verbessern sowie gesundheitsschädigende Lebensweisen zu überwachen und entsprechend gegenzusteuern.
„Eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren sorgt dafür, dass die Komplexität in der Gesundheitsversorgung weiterhin steigt: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Ambulantisierung, Kostendruck etc. bedingen einander und erschweren den Fokus auf die Patientenversorgung zunehmend. Viele Versorger stoßen dabei an ihre Belastungsgrenze. Johnson & Johnson MedTech ist der Überzeugung, dass eine stärkere Integration aller Stakeholder im Gesundheitswesen ein wesentlicher Schritt zu einer zukunftsfähigen Versorgung ist. Eine wertebasierte partnerschaftliche Gesundheitsversorgung wird dabei eine bedeutende Rolle spielen. Innovative digitale Lösungen können zudem zu einer optimalen und gleichzeitig wirtschaftlich vertretbaren Behandlung von Patient:innen beitragen.“
Literatur
A&W Online (2019) „Capitation“: Pauschale für Gesundheit statt einzelne Behandlungen bezahlen? URL: www.arzt-wirtschaft.de (abgerufen am 02.02.2023)
Autorin:
Stephanie Just ist seit 2011 bei Johnson & Johnson Medical GmbH in verschiedenen Führungspositionen und seit 2015 im Strategischen Partnership Management als Senior Strategic Account Managerin beschäftigt. Vor ihrer Zeit bei Johnson & Johnson Medical GmbH bekleidete sie zudem verschiedene Positionen in namhaften Unternehmen der Medizintechnik Branche. Frau Just absolvierte zudem eine medizinische Ausbildung, verfügt über Praxiserfahrung in der Klinik und studierte an der FOM Frankfurt Business Adminstration Management.
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